Ich habe bewusst die Stichworte Gute Gespräche führen und besser miteinander reden als Überschrift gewählt, statt zum Beispiel Small Talk Lernen, andere überzeugen, besser kommunizieren und, am schlimmsten, so wird dir zugehört.
Weil ich das Gefühl habe, bei diesem Thema geht es den meisten Menschen darum, wie sie selbst besser zu anderen Reden können, statt mit ihnen.
Hauptsache, der andere hält einen für einen tollen Redner, einen offenen, selbstbewussten, überzeugenden Menschen. Hauptsache, die anderen hören einem zu und stimmen einem im besten Fall auch noch zu.
Das ist für mich aber keine gute Kommunikation.
Viele Menschen sprechen nicht miteinander, um etwas über andere zu erfahren, sondern um etwas über sich selbst zu erzählen
Ich bin kein Redner. Absolut nicht.
Ich schreibe lieber abends im dunklen Zimmer an meinem Roman oder schaue mit Minii Netflix, statt auf so einer „Gesprächs-Party“ stundenlang mit anderen Menschen Gespräche führen zu müssen.
Nicht, dass ich die Menschen nicht mögen würde oder nichts über sie erfahren möchte (ganz im Gegenteil), aber diese Gespräche laugen mich aus.
Generell, weil ich introvertiert bin, und meine Energie nun mal einfach aus der Zeit allein ziehe, aber auch, weil die meisten Menschen einfach nicht gut miteinander reden können.
(Und zu Partys oder Menschen, für die ich mich einfach nicht interessiere, gehe ich schon mal grundsätzlich nicht, wenn es nicht zwingend notwendig ist. 😀 )
Meistens sind das extrovertierte Menschen (aber nicht immer!), die zwar super viel erzählen können, auch tolle Präsentationen halten und immer sehr charmant sind – aber genau deshalb irgendwie immer mehr einen Monolog führen, als tatsächlich miteinander Reden.
Wenn sich alle mit ihren Erfahrungen übertrumpfen wollen, statt gute Gespräche führen zu wollen…
Das fällt mir auf, grade WEIL ich keiner der „Redner“ bin – sondern Zuhörer.
Ich sitze dort und höre zu, werfe vielleicht mal ein oder zwei Sätze ein, lache mit, wenn ich etwas lustig finde und analysiere im Stillen.
Zwischendurch immer mal ein Blick zu Minii, die genauso schmunzeln muss wie ich, wenn mal wieder alle aufeinander einreden, den anderen mit Geschichten übertrumpfen wollen, überhaupt nicht auf das eingehen, was der vorherige Mensch gesagt hat, sondern immer nur „ICH hab dies gemacht“, „MIR ist das passiert“ und „Hab ICH eigentlich schon erzählt, dass…“.
Ehrlich, sobald man einmal darauf achtet, ist das in jeder kleinen bis mittelgroßen Gesprächsrunde so.
Auch wenn die einzelnen Personen eigentlich sehr liebe Menschen sind, mit denen man zu zweit meistens sehr gute Gespräche führen kann.
Aber sobald mehrere Menschen anwesend sind, haben plötzlich alle diesen Drang, sich mitzuteilen.
Sie wollen oder KÖNNEN irgendwie gar nicht miteinander reden, sondern lieber selbst so viel wie möglich raus hauen.
Für mich ist das teils amüsant, teils unfassbar anstrengend, weil wirklich immer mindestens zwei Leute miteinander, nein gegeneinander, reden.
Und ich habe das Gefühl, ich weiß überhaupt nicht, wo ich zuhören soll. 😀
Und Minii geht es da nicht anders, obwohl sie besser mit anderen Gespräche führen und miteinander reden kann.
(Ehrlich gesagt ist es Minii als erste aufgefallen, wie sich die Leute bei solchen Gesprächen hochschaukeln, ohne tatsächlich zuzuhören.)
Gute Gespräche führen braucht nicht viel
Dabei wäre es gar nicht so eine unlösbare Aufgabe, andere einfach mal ausreden zu lassen.
Etwas über andere erfahren, statt nur über sich selbst zu reden.
Denn das, was du erzählst, weißt du ja schon – aber das, was die anderen erzählen, ist neu für dich.
Neue Informationen, die dir vielleicht sogar irgendwann mal nützlich sein können.
Denn so lernst du jemanden besser kennen, kannst auch später wieder auf das, was du erfahren hast, zurückgreifen oder bleibst einfach als jemand im Kopf, der sich wirklich INTERESSIERT.
Den meisten Menschen wird das einfach nicht klar sein. Sie denken, sie hören zu und die anderen hören ihnen zu.
Und so etwas wie ein Gespräch – wenn es auch eigentlich übereinandergelagerte Monologe zu halbwegs passenden Themen sind – kommt ja auch irgendwie zustande.
Aber hast du nach so einem Abend wirklich das Gefühl, er hat dir etwas gebracht?
Abgesehen natürlich vom Spaß und der Freude, die anderen mal wieder gesehen zu haben?
Hast du etwas neues gelernt, über jemand anderen?
Etwas neues erfahren?
Oder nur über dich selbst geredet und peripher mitbekommen, dass andere Menschen auch irgendeine Erfahrung zu dem Thema hatten?
Nicht so viel reden, um besser miteinander reden zu können
Das Zauberwort, um besser miteinander reden zu können, heißt ZUHÖREN.
Das, was der andere sagt, tatsächlich zu verarbeiten und nicht einfach nur als Denkanstoß für den eigenen Monolog zu nutzen.
Oft schneiden jemand ein mehr oder weniger persönliches Erlebnis an und wir reagieren darauf, indem wir über UNSERE Erfahrung mit dem Thema anfangen.
Stell dir vor, jemand sagt: „Mir geht es total schlecht, weil ich eine 5 in Mathe geschrieben habe.“
Die meisten würden dann antworten: „Ja, ich weiß wie es dir geht. Ich hab letztens auch in Deutsch nicht bestanden, da ging es mir auch sooo schlecht. Ich mache dann immer XYZ…“
Und schon geht es nicht mehr um die erste Person, sondern einen selbst.
Ich glaube das findet niemand so wirklich toll, oder?
Keine Ahnung, warum wir trotzdem dazu neigen, direkt anzufangen über uns selbst zu reden.
Vielleicht, weil uns von klein auf beigebracht wird, dass wir aus uns herausgehen müssen, offen sein sollten und so weiter, um Freunde zu finden und gute Gespräche führen zu können?
Das ist nur vielleicht nicht immer die beste Methode, grade wenn jemand Probleme oder Sorgen hat.
Dabei ist es ja gar nicht so schwer, einfach mal wirklich zuzuhören und auch auf den anderen einzugehen!
Du musst nicht lernen, ein besserer Redner zu sein, um gute Gespräche führen oder besser miteinander reden zu können
Du brauchst kein Buch „Small Talk Lernen“, oder einen Kurs im gute Gespräche führen oder irgendwelche Tipps und Psychologischen Tricks, um andere dazu zu bringen, dir zuzuhören oder dich für einen guten Gesprächspartner zuhalten.
Einfach nur zuhören, das reicht!
Nicht so TUN als würest du zuhören, dich nicht zwingen, irgendeinem Geschwafel zuzuhören, sondern wirkliches Interesse am Gegenüber haben.
Denn warum solltest du mit jemandem gute Gespräche führen wollen, der dich eigentlich nicht interessiert?
Und wer weiß, vielleicht bekommst du dieses „Zuhören“ des anderen dann auch beim nächsten Mal wieder, wenn du jemanden brauchst, der zuhört.
2 Kommentare
Hallo Laura!
Au Weia, da habe ich mich doch leider an der ein oder anderen, von dir beschriebenen Stelle wieder erkannt. Du hast Recht, allzu oft zieht man das Gespräch auf sich, ohne auf die Erfahrungen des anderen einzugehen. Und das schon fast automatisch! Mein Problem ist beispielsweise, dass ich dazu neige, anderen unaufgefordert einen Rat zu geben. Natürlich mache ich das in bester Absicht, aber manchmal will man sich auch einfach nur auskotzen.
Hierzu hat mein Bruder die, wie ich finde, ideale Lösung. Wenn ich mich selbst so richtig in rage über ein Problem geredet habe, fragt er mich: „Willst du einfach nur Dampf ablassen oder möchtest du einen Ratschlag hören?“
Obwohl diese Frage sehr direkt ist – und gewiss nicht bei jedem angebracht ist – hab ich so Gelegenheit herauszufinden, was ich tatsächlich will. Und dem Rat, den ich bekomme, bin ich letztlich viel offener gegenüber.
Auf jeden Fall ein sehr schöner Beitrag, den ich von jetzt an beherzigen werde. Vielleicht hast du noch mehr Themen und Tipps zur Kommunikation mit anderen, Freundschaftspflege etc. auf Lager?
Ich freue mich auf jeden Fall auf das was noch kommt!
Hallo Franzi,
vielen dank für deinen langen, liegen Kommentar! *.* Ich hab mich wahnsinnig gefreut, deine Gedanken zu dem Thema zu hören. 🙂
Der Tipp ist wirklich super! Da ich selber ziemlich rational bin, weiß ich meistens auch gar nicht, wie ich reagieren soll, wenn sich jemand auskotzt/ausheult. Geb ich jetzt meinen Senf dazu, höre ich nur zu, kaufe ich Schokolade?
Deine Frage merke ich mir auf jeden Fall fürs nächste Mal, wenn ich in so einer Zwickmühle gefangen bin! 😀 Man kann es ja auch etwas weniger direkt nachfragen, wenn der Gegenüber empfindlicher ist. 🙂
Danke auf jeden Fall nochmal für deinen Kommentar! Es wird definitiv noch was in diese Richtung kommen. 🙂