Keine Freunde – so geht es mehr Menschen, als du denkst!

Ich habe keine Freunde, also bin ich ganz allein. Irgendwie ein schlüssiger Gedanke. Natürlich fühlt man sich ganz allein auf der Welt, aber ich kann dir versichern: Das bist du nicht. Ganz und gar nicht. So wie du dich grade fühlst, fühlen sich hunderte, tausende, vielleicht sogar Millionen Menschen auch. Nur sprechen die wenigsten darüber, weil man sich irgendwie wie ein Versager fühlt. Das kennst du bestimmt auch. Du hast das Gefühl, alle anderen sind lustiger, interessanter, liebenswerter. Nur mit dir will niemand etwas zu tun haben. Aber glaube mir: So geht es unfassbar vielen, grade im Alter von 20 bis 30, wenn sich alles im Umbruch befindet. Freunde, die man über viele Jahre fast täglich gesehen hat, ziehen um. Man wechselt von Schule zu Ausbildung zu Studium zu Auslandsjahr zu Arbeit – und die meisten aufblühenden Freundschaften verlaufen sich schnell wieder.

Willst du Freunde oder glaubst du, du musst Freunde haben?

Unfassbar oft lese ich in Foren und Facebookgruppen, dass sich jemand so schlecht fühlt, weil er keine Freunde hat. Und derjenige fragt, ob es denn sehr schlimm ist, wenn man nie etwas mit anderen unternimmt. Auf die Frage, ob derjenige sich wirklich unwohl damit fühlt, ob er das Gefühl hat, richtig einsam zu sein, antworten die meisten mit nein. Eigentlich ist man gern für sich, liest, bastelt, geht spazieren, … und ab und zu trifft man sich mit alten Freunden, aber eben nicht täglich oder mehrmals in der Woche wie andere. Im Grunde ist man zufrieden so – aber auf Facebook sieht man, alle anderen machen ständig etwas miteinander, während man selbst zuhause rumsitzt. Das ist doch nicht normal. Oder?

Introvertiert oder Extrovertiert?

Es kann sein, dass du einfach nur introvertiert bist. Das heißt, du schöpfst Energie aus dem Alleinsein. Extrovertierte hingegen gewinnen Energie, indem sie etwas mit anderen unternehmen. DAS sind die Menschen, von denen du jedes Wochenende Partybilder auf deiner Timeline siehst. Keiner postet ein Foto, wie er mit seiner Katze und einem guten Buch ins Bett gekuschelt Tee trinkt. Aber: Es gibt uns, wir sind mehr, als du denkst! 🙂 (Wobei: zum Glück scheint sich das mittlerweile etwas zu ändern. Ich sehe zumindest auch immer mehr Fotos von Leuten im Stay-Home-Club :D. )
Falls du dich wiedererkennst und gerade bemerkst, dass du dir im Prinzip gar nicht wünscht, dich mehr mit anderen zu treffen, dann lass es. Fühl dich nicht verpflichtet, dein Leben auf eine bestimmte Art zu leben. Es zählt nur, was DICH glücklich macht, nicht wie andere Glück definieren.
Falls du dich jedoch wirklich einsam fühlst, dir der Kontakt zu anderen fehlt, du dir eine beste Freundin oder einen besten Freund sehnlichst wünscht, du zwar gern zuhause entspannst, aber dir dabei jemanden wünscht, der das Gleiche tut – lies weiter. 🙂

Es bessert sich im Studium

Ich habe eben erklärt, dass sich viele in ihren Zwanzigern allein fühlen und sich mehr Freunde wünschen. Es gibt aber auch viele, die noch in der Schule sind und irgendwie einfach Pech beim Schließen von Freundschaften haben. Meiner Erfahrung nach sind das oft Menschen, die sehr ruhig sind oder irgendwie »anecken«. Sei es durch bestimmte Hobbys, Aussehen, das vom Mainstream abweicht, Sexualität, … Gründe gibt es viele, warum man einfach nicht richtig rein passt.

Bitte merk dir: Verändere dich nicht, wenn du nicht willst! Irgendwann findest du Menschen, die so wie du ticken – und dann ist EINER dieser Freunde, die dich so mögen, wie du bist, tausendmal mehr wert als zwanzig Leute, die dich nur mögen, weil du dich verstellst.
Oft verändert sich diese Situation im Studium (oder in der Ausbildung) schlagartig. Du triffst auf Leute, die deine Interessen teilen. Es treffen nicht mehr 30 verschiedene Menschentypen aufeinander wie in der Schule. Stattdessen ist die Chance ziemlich groß, dass du mit Menschen ins Gespräch kommst, die mindestens eine Sache mit dir gemeinsam haben.

Denk anders über dich selbst

Ein riesiges Problem ist oft, wie wir über uns selbst denken. Oft heißt es bei der Suche nach romantischen Beziehungen, wie soll dich jemand lieben, wenn du dich selbst nicht liebst. Genau das trifft auch auf Freundschaften zu. Wenn du denkst, dass du sowieso langweilig und nervig bist, dann wirkst du auch so auf andere. Es ist ein Teufelskreis: Du findest keine Freunde, du fühlst dich nicht mögens- oder liebenswert, das strahlst du aus und findest wiederum keine Freunde.
Daraus musst du unbedingt ausbrechen! Niemand hat Lust mit jemandem zu sprechen, der total verhärmt und bitter wirkt. Das heißt nicht, dass du dich in einen super fröhlichen, extrovertierten Strahlemann verwandeln musst, der vor Selbstbewusstsein strotzt. Auch ruhige, zurückhaltende Menschen geben tolle Freunde ab. Und auch du hast garantiert viele Eigenschaften, die andere in Freunden suchen: Mitgefühl, Geduld, Humor, Kreativität,…

So findest du heraus, warum du keine Freunde hast

Betrachte dich selbst einmal ganz objektiv. Überlege dir genau, woran es liegen könnte, dass du keine Freunde hast oder neue Menschen kennenlernst. Im Folgenden einige Ideen, woran es bei dir liegen könnte:

  • Schüchtern: Du traust dich nicht, andere anzusprechen. Oft wirken sehr schüchterne Menschen auf andere arrogant, obwohl sie es gar nicht sind. Andere denken, du WILLST nicht mir ihnen sprechen, nicht dass du dich einfach nicht traust.
  • Anders als die anderen: Eventuell hast du nur das Gefühl, irgendwie nicht dazu zu gehören, oder du bist wirklich jemand, der aneckt.  Sei es durch bestimmte Hobbys, Aussehen, das vom Mainstream abweicht, Sexualität, … Gründe gibt es viele, warum man einfach nicht richtig rein passt.
  • Wenig Zeit oder Gelegenheit: Das ist mir vor allem aufgefallen, als ich noch in meiner Festanstellung gefangen war. Wenn man von 9 bis 17 Uhr arbeitet, danach kocht, putzt und erschöpft ins Bett fällt, bleibt kaum noch Zeit für alte und neue Freunde. Man trifft seine Schulfreunde automatisch immer weniger, neue Leute lernt man nur auf der Arbeit kennen (wenn man Pech hat nur Ü50) und auch Zeit für Hobbys oder Vereine findet man oft nicht.
  • Wählerisch & Voreingenommen: Das ist ja so ein Laster von mir. Ich finde viele Menschen auf den ersten Blick unsympathisch. »Die sieht aus, als würde sie….« »Ich hab das Gefühl, mit der könnte ich gar nicht klar kommen…« sind Gedanken, die mir oft durch den Kopf huschen, wenn ich fremde Menschen treffe. Vielleicht geht es dir auch so?
  • Eingespannt vom Partner: Oft passiert es in frischen Beziehungen, dass man nur noch Zeit mit dem Partner verbringen will. Freunde sind da erst mal nebensächlich. Am Anfang verstehen das deine Freunde noch und bei den meisten nimmt diese Fixierung schnell wieder ab. Aber wenn du auch nach Jahren noch immer mit deinem Partner aufeinander hockst, kann es schnell passieren, dass andere zu kurz kommen.

So löst du deine Probleme, Freunde zu finden

Wichtig ist, dass du an Lösungen arbeitest. Nur so kann sich etwas ändern.

Schüchtern

Wenn du schüchtern bist, kannst du lernen, etwas mehr aus dir herauszukommen, indem du dir zum Beispiel Übungskandidaten suchst, die du auf den ersten Blick eher uninteressant findest. So kannst du an deinen Social Skills arbeiten, ohne ZU viel Versagensangst zu haben. Du wirst merken, je öfter du Gespräche suchst, desto leichter wird es dir fallen. Auch kleine Schritte, wie zum Beispiel in einem Geschäft nach einem bestimmten Produkt fragen, stärkt nach und nach dein Selbstbewusstsein. Auch immer gut: Einfach zugeben, dass du nervös oder schüchtern bist – den meisten anderen geht es ähnlich, sogar selbstbewussten Leuten! Das beste erste Gespräch am ersten Unitag hatte ich, als mein Gegenüber herausplatzte mit: „Ich habe das Gefühl, wir sollten Reden. Aber ich kann das so schlecht…“ und ich zurückplatzte: „Ja, ich auch, aber ich bin so schüchtern! Ich überlege die ganze Zeit, was ich sagen soll, bis so viel Zeit vergangen ist, dass es mir peinlich ist, jetzt was zu sagen.“  Es macht sympatisch, wenn jemand eine kleine Schwäche zugibt.

Wenig Zeit

Falls du wenig Zeit oder Gelegenheit hast, andere kennenzulernen, musst du Zeit schaffen. Versuche deine Zeit so einzuteilen, dass es feste Zeiten gibt, in denen du Freunde kennenlernen kannst. Das können zum Beispiel Kurse in der Volkshochschule sein, Sportvereine, oder auch Online Foren über eines deiner Hobbys. Außerdem könnten dir Techniken zum Zeitmanagement helfen, wenn du dich von deinem Alltag überfordert fühlst, zum Beispiel die Eisenhower-Technik oder meinem Liebling, der Pomodoro-Technik.

Wählerisch

Bei eher wählerischem Charakter hilft es ungemein, sich einfach auf Menschen einzulassen, auch wenn sie dir im ersten Moment unsympathisch erscheinen. Es kann sein, dass du dich total verschätzt und den Freund fürs Leben verpasst, weil dir seine Schuhe nicht passen. Natürlich kannst du auch recht behalten, und ihr seid absolut nicht auf einer Wellenlänge – das merkst du aber früh genug und bist dann absolut nicht verpflichtet, eine Freundschaft aufzubauen.

Eingespannt

Wenn du von deinem Partner eingespannt bist und den Großteil deiner Freizeit mit ihm oder ihr verbringst, ist das natürlich kein Problem. Aber wenn du andere Freunde möchtest, musst du wohl oder übel deine Zeit teilen. Oft ersetzt ein Partner einen besten Freund, trotzdem kannst du auch Zeit mit anderen, lockereren Freunden verbringen. Du musst für dich selber Prioritäten setzen, in welche Menschen du wie viel Zeit investierst. Eine Alternative wäre natürlich, dich mit deinem Partner zusammen mit anderen zu treffen, so verbringst du Zeit mit mehreren Menschen gleichzeitig!

Anders

Der für mich wichtigste Punkt ist, wenn du das Gefühl hast, du bist anders als andere. Denn während ich der Meinung bin, an allen anderen Punkten kann an arbeiten, ist mein Ratschlag hier: Verändere dich nicht, wenn du nicht willst! Irgendwann findest du Menschen, die so wie du ticken – und dann ist EINER dieser Freunde, die dich so mögen, wie du bist, tausendmal mehr wert als zwanzig Leute, die dich nur mögen, weil du dich verstellst. Oft verändert sich diese Situation auch im Studium (oder in der Ausbildung) schlagartig. Du triffst auf Leute, die deine Interessen teilen. Es treffen nicht mehr 30 verschiedene Menschentypen aufeinander wie in der Schule. Stattdessen ist die Chance ziemlich groß, dass du mit Menschen ins Gespräch kommst, die mindestens eine Sache mit dir gemeinsam haben. Falls du besondere Hobbys hast, die kaum jemand teilt, bieten sich Internetforen oder Vereine/Gruppen an, um neue Menschen kennenzulernen, die zu dir passen.

Gründe, warum jemand deine Freundschaft will

Oben habe ich ja schon den Teufelskreis von keine Freunde und niedriges Selbstwertgefühl angesprochen. Vielleicht denkst du, du bist zu hässlich, zu langweilig und zu schüchtern, um für andere als Freund interessant zu sein. Aber überleg einfach mal andersrum: Aus welchen Gründen willst DU mit einer Person befreundet sein? Weil sie aussieht wie ein Topmodel, weil sie im Fernsehen war oder weil sie immer der Mittelpunkt des Geschehens ist? Wahrscheinlich nicht. Du suchst doch nach Menschen mit deinem Humor, deinen Hobbys, Menschen die zuhören können, die für dich da sind und die dir helfen. Das sind ALLES Dinge, die du auch besitzt oder die du für andere tun kannst. Ein guter Freund ist kein perfekter Mensch, sondern ein Mensch, der zu dir passt. Und genauso musst du nicht perfekt sein, um anderen zu gefallen, sondern ein Mensch mit Ecken und Kanten, der genau deswegen liebenswert ist.

Keine Freunde – na und?

Es ist kein Beinbruch, wenn du aktuell keine Freunde hast, und sagt absolut nichts über dich als Person aus. Und das beste: Es muss kein Dauerzustand sein.
Hier nochmal zusammengefasst, wie du vorgehen könntest:

  • Akzeptieren, dass es dir vielleicht schwieriger fällt, als anderen, Freundschaften aufzubauen
  • Herausfinden, was du von einer Freundschaft erwartest: Viele lockere Freundschaften, wenige enge Freunde oder die eine beste Freundin?
  • Herausfinden, warum es dir schwer fällt, Freunde zu finden
  • Deine Probleme angehen und lösen!
  • Und am wichtigsten: Kein anderer Mensch werden, um anderen zu gefallen
Autor

2 Kommentare

  1. Sehr guter Blog Post! Habe ihn mit Freude gelesen. Ich finde es vorallem gut, dass du schreibst, man solle sich nicht für Freunde verstellen.

    • Laura Antworten

      Danke dir! 🙂 Ich finde, das ist der wichtigste Punkt. Was bringen einem Freunde, wenn man nie man selbst sein kann? Irgendwann findet man Leute, die zu einem passen. 🙂

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